5 06, 2013

Gemeinderat: Betriebskonzept des Asylzentrums

2013-10-15T14:19:42+02:005. Juni 2013|

Am 17. April 2013 reichten Samuel Dubno (GLP), Mathias Probst (Grüne) und ich im Zürcher Gemeinderat einen Vorstoss ein, der ein weniger restriktives Betriebskonzept beim geplanten Asylbundeszentrum in Zürich verlangt.

Am 5. Juni 2013 behandelte der Gemeinderat diesen Vorstoss (Votum 1 und Votum 2).

Die Mehrheit des Gemeinderates unterstützte den Vorstoss mit 73 zu 45 Stimmen.

Artikel des Tages-Anzeigers dazu.

3 05, 2013

Asylgesetzrevision: Es trifft die Falschen

2019-02-18T10:04:44+01:003. Mai 2013|

„Missbrauch stoppen“ prangerte auf sämtlichen Plakatwänden der Schweiz, als das Stimmvolk 2006 über die vom damaligen Bundesrat Blocher aufgegleiste Revision des Asylgesetzes abstimmte. Bürgerliche Parteien sprachen angesichts der Verschärfungen davon, dass man gerade noch soweit gehen könne und diese Verschärfungen nötig wären, um den Missbrauch zu stoppen. Das Volk stimmte zu, wer will schon keinen Missbrauch stoppen?

Am 9. Juni 2013 stimmen wir erneut über Verschärfungen im Asylgesetz ab. Und wieder verspricht man, Missbrauch im Asylwesen stoppen zu können. Und wieder handelt es sich dabei um falsche Versprechen. Nur diesmal sind die Verschärfungen besonders perfid. Denn sie treffen gezielt richtige Flüchtlinge und besonders schutzbedürftige Personen, wie Frauen und Kinder. Konkrete Massnahmen gegen Missbrauch im Asylwesen findet man in der aktuellen Verschärfung kaum. Die Befürworter argumentieren denn auch damit, dass man die Schweiz einfach „unattraktiver“ für Asylsuchende machen wolle. Diese Aussage stimmt. Nur blendet sie aus, für wen die Schweiz unattrakiver werden soll: für echte Flüchtlinge!

Unnötige Panikmache

Es ist ein Fakt, dass die Asylgesuche nach den Revolutionen in Afrika und den andauernden Konflikten im Nahen Osten in die Höhe geschnellt sind. Viele der Asylgesuche werden von Wirtschaftsflüchtlingen gestellt, also von Menschen, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Schweiz kommen. Diese haben keinen Anspruch auf Asyl. Und wenn mehr Wirtschaftsflüchtlinge in unser Land kommen und kein Asyl erhalten, steigt die Anzahl „Asylsuchender“ in der Kriminalitätsstatistik auch an (zurzeit bei 9%). Auch das ist längst bekannt (und in ganz Europa der Fall), wird durch die Verschärfungen in diesem Asylgesetz aber nicht verhindert.

Bei der ganzen Panikmache sollte aber etwas nicht vergessen werden: Die Schweiz wird nicht überschwemmt. Im Jahre 2012 wurden in der Schweiz 28’631 Asylgesuche gestellt. Dies ist mehr als in den Vorjahren, aber deutlich weniger Asylgesuche als in den Jahren 1998 (42’979) und 1999 (47’513). Die Zahl der Asylgesuche schwankt laufend, was ja auch völlig logisch ist. Entstehen grössere Konflikte, flüchten mehr Menschen. In politisch stabileren Zeiten, flüchten weniger Menschen. Das war immer so und wird immer so bleiben. Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass 80% aller Menschen in Entwicklungsländer flüchten und beispielsweise im Libyenkonflikt nur 2% der Flüchtlinge nach Europa geflüchtet sind. Und 2012 machten Asylsuchende 0,5% der Schweizer Bevölkerung aus (Quellen: Factsteet von Amnesty International, siehe auch die Amnesty-Kampagne „Schluss mit Panikmache“).

Abschaffung Botschaftsasyl

Die gravierendste Verschärfung betrifft die Abschaffung des Botschaftsasyls. Bisher konnten Menschen auf Schweizer Botschaften ein „Asylgesuch“ stellen, wenn sie glaubhaft machen konnten, dass sie verfolgt wurden. Die Botschaft prüfte das Gesuch und erteilte nur eine Einreisebewilligung in die Schweiz, wenn die Gründe glaubhaft erschienen. In der Schweiz prüften die Behörden erneut, ob Asylgründe vorliegen. Von allen Menschen, die über diesen Weg in die Schweiz eingereist sind, durften 96% hier bleiben. Damit rettete die Schweiz in den letzten 30 Jahren 2’572 Menschenleben (mehr dazu unter diesem Link). Das Botschaftsverfahren erwies sich somit als ideal, um „echte“ von „unechten“ Flüchtlingen zu trennen und verfolgten Menschen Schutz zu gewähren. Nicht einmal der damalige Justizminister Blocher (der sich ja immer damit rühmt, überall die Schraube im Asylwesen angezogen zu haben) hat bei seinen Verschärfungen das Botschaftsasyl angetastet.

Der Bundesrat und seine Nachplappler behauptet zwar, der dafür geschaffene Ersatz, das „humanitäre Visum“ würde diesen Menschen weiterhin eine Möglichkeit bieten, via Botschaft in die Schweiz zu flüchten. Dies ist aber keinesfalls ein gleichwertiger Ersatz, zumal die Hürden wesentlich höher sind, dieses Visa noch seltener als das ohnehin schon seltene „Botschaftsgesuch“ gewährt wird und nur im Heimatland einer Person gestellt werden kann. Und dass dieses humanitäre Visa offenbar nicht einmal bei akut Bedrohten, wie z.B. einer syrischen Frau und ihren Kindern gewährt wird, sieht man bereits heute. Der Bundesrat und die Befürworter begründen die Abschaffung des Botschaftsverfahrens ja gerade damit, dass sie einen Ansturm auf Schweizer Botschaften im Ausland verhindern wollen. Würde das humanitäre Visum also einen gleichwertigen Ersatz wie das Botschaftsverfahren bieten, würde dieser Ansturm (der gar nicht besteht), weiterhin bestehen. Die Argumentation, das humanitäre Visum sei ein gleichwertiger Ersatz für verfolgte Menschen, ist darum nicht nur falsch, sondern auch völlig unlogisch.

Auch beim Botschaftsverfahren sollte man die Fakten betrachten: Seit 1980 wurden 46’369 Gesuche auf Schweizer Botschaften gestellt. In über 30 Jahren wurden also weltweit auf Schweizer Botschaften weniger Asylgesuche gestellt, wie in den in den letzten zwei Jahren in der Schweiz. Wer also davon spricht, dass die Botschaften überrannt werden, behauptet kompletten Unsinn.

Die Abschaffung des Botschaftsverfahrens verschliesst besonders schutzbedürftigen Personen wie Frauen und Kinder die Möglichkeit auf sicherem Weg zu flüchten. Man treibt sie somit geradezu in die Arme von gefährlichen Schleppern und setzt sie so der Gefahr von Vergewaltigung und Misshandlung aus. Die UNHCR (das Flüchtlingskommissariat der UNO) hat die Schweiz für diese Verschärfung heftig kritisiert. Die Einzigen, die sich ab diesem Entscheid freuen werden, sind die Schlepperbanden, deren grausames Businessmodell dank diesem Entscheid lukrativer geworden ist.

Eigentlich wäre diese Attacke auf besonders Schutzbedürftige also Grund genug, um Nein zu stimmen. Aber die Verschärfungen gehen weiter.

Unerwünschte Militärverweigerer

Das Asylgesetz sieht weiter vor, Militärdienstverweigerer grundsätzlich kein Asyl mehr zu gewähren. Diese Reglung betrifft vor allem Asylsuchende aus Eritrea. In Eritrea herrscht eine grausame Diktatur, die Frauen und Männer zu Militärdienst zwingt. Wer dies verweigert, wird oftmals gefoltert oder mit dem Tode bestraft. Aus diesem Grund haben Militärdienstverweigerer aus Eritrea in der Schweiz dann Chancen Asyl zu erhalten, wenn sie aufgrund dieser Weigerung verfolgt werden. Das Parlament und der Bundesrat geben sogar zu, dass diese Menschen auch in Zukunft auch nicht nach Eritrea zurück geschickt werden können und sich für die Betroffenen, kaum etwas ändere. Aha – dann hat man also eine sinnlose Verschärfung einfach so zum Spass ins Asylgesetz geschrieben? Nicht ganz – man erhofft sich so ein fatales Signal an verfolgte Menschen in Eritrea auszusenden: Dass sie als Flüchtlinge in der Schweiz nicht länger willkommen sind. Man weiss, was für grausame Zustände in Eritrea herrschen. Man weiss, mit welcher Willkür Menschen gefoltert und inhaftiert werden und dass Eritreer darum in der Schweiz gute Chancen auf Asyl hatten. Und dennoch sagt man: Euch wollen wir nicht, kommt also gar nicht erst her. Was soll das? Wer sowas befürwortet, hat entweder den ganzen Sinn und Zweck des Asylwesens nicht verstanden oder will bewusst gar keinen verfolgten Menschen mehr Schutz gewähren.

Bundeskompetenz für Asylzentren

Eine weitere Änderung des Asylgesetzes besteht darin, dass neu der Bund alleine darüber entscheiden kann, wo Asylzentren entstehen und zwar ohne Bewilligung des betroffenen Kantons oder der Gemeinde. Diese können sich nicht mehr dagegen wehren, wenn ein Asylzentrum bei ihnen errichtet wird. In der föderalistischen Schweiz, wo das Volk und die Gemeinden normalerweise mitbestimmen können, was bei ihnen geschieht, ist dies doch sehr merkwürdig. Merkwürdig ist vor allem, dass die SVP, die sonst den Widerstand gegen jedes Asylzentrum anführt, damit einverstanden ist. Die SVP, die die Volksrechte hoch hält und stets zu Protest gegen Asylzentren aufruft, unterstützt also gerade, dass die Bevölkerung keinen Einfluss mehr auf den Standort von Asylzentren nehmen kann? Es ist an Heuchelei nicht zu überbieten, wenn die SVP Stadt Zürich, sich darüber beklagt, dass „kein Referendum“ gegen dieses Zentrum möglich ist und zu Protesten ufruft, dem Volk aber genau die Möglichkeit genommen hat, um wirkungsvoll dagegen etwas unternehmen zu können (obwohl ich sicher bin, dass das Sadtzürcher Stimmvolk dem Zentrum zustimmen würde). Und auch wenn diese Kompetenzverschiebung nicht nur unsinnig ist, so zeigen erste Beispiele, dass sie wohl keine sehr gute Idee war. Beispiele wie jenes von  Bedretto, wo ein Asylzentrum unter Protest der Gemeinde in Zonen mit akuter Lawinengefahr geplant wird. Und auch wenn ich das Misstrauen gegen Asylsuchende nicht teile, so strapaziert man den Goodwill der Bevölkerung doch sehr, wenn man 120 Asylsuchende in eine Gemeinde mit 70 Einwohnern unterbringen will.

Nutzlose Verbesserungen

Weil die Befürworter wissen, dass diese Verschärfungen nicht zu erklären sind, verstecken sie sich hinter Verbesserungen, die mit dieser Asylgesetzverschärfung kommen sollen. So wird beteuert, dass der Rechtsschutz für Asylsuchende ausgebaut, Beschäftigungsprogramme geschaffen und die Verfahren beschleunigt würden. Nur: Verfahren kann man auch ohne diese radikalen Verschärfungen beschleunigen und die nächste Revision, die bereits ansteht, widmet sich ja gerade dieser Beschleunigung. Warum also nicht all die Verbesserungen da rein packen? Was nützt ein ausgebauter Rechtsschutz wenn gerade echte Flüchtlinge nicht mehr herkommen können? Was nützen ein paar Verbesserungen, wenn der Preis dafür massive Verschlechterungen sind, obwohl dies gar nicht nötig wär? Oder anders gefragt: Würde die SVP einem Gesetz zustimmen, das zwar 15 neue Kampfjets für die Schweiz vorsieht, gleichzeitig aber die Armee abschafft? Würde die FDP einem Gesetz zustimmen, welches das Bankgeheimnis verstärkt, gleichzeitig aber alle Banken zu einer einheitlichen Staatsbank verschmiltzt? Würde die CVP einem Gesetz zustimmen, das die Abschaffung der Heiratsstrafe vorsieht, gleichzeitig aber die maximale Anzahl erlaubter Ehen pro Jahr auf 10 beschränkt? Würden die Grünliberalen einem Gesetz zustimmen, welches die Mehrwertsteuer durch eine Energiesteuer ersetzt (wie sie es fordern), gleichzeitig aber 20 neue Atomkraftwerke vorsieht?

Der Schweiz unwürdig

Die Schweiz schmückt sich gerne mit ihrer „humanitären Tradition“. Ein Asylgesetz das auf echte Flüchtlinge zielt, hat aber nichts mehr mit humanitär zu tun. Ein Asylgesetz, das Frauen und Kinder grössten Gefahren aussetzt, hat nichts mehr mit humanitär zu tun. Ein Asylgesetz, das echten Flüchtlingen sagt, sie seien nicht erwünscht, hat nichts mehr mit humanitär zu tun. Mit diesem Asylgesetz wird kein einziger Missbrauch verhindert. Wenn uns die zahlreichen Asylgesetzverschärfungen etwas gelehrt haben, dann das: scharfe Asylgesetze führen nicht dazu, dass weniger Asylsuchende in unser Land wollen. Denn egal wie scharf unsere Gesetze sind, als wohlhabendes, politisch stabiles und neutrales Land wird die Schweiz immer attraktiv für Asylsuchende („echte“ und „unechte“) sein. Die Asylgesetzverschärfungen, über die wir am 9. Juni 2013 abstimmen müssen, führen also nur dazu, dass weniger wirklich verfolgte Menschen Schutz kriegen.

Die Gewinner dieses Asylgesetzes sind Diktatoren und Schlepper. Die Verlierer sind Menschen, die von Tod, Vergewaltigung und Folter bedroht sind.

Wer das nicht will, stimmt am 9. Juni 2013 Nein zu diesem verfehlten Asylgesetz. 

PS: An alle Zürcherinnen und Zürcher: macht mit bei der Kampagne 10’000 für Zürich.

PPS: An alle anderen: macht hier mit, um das Asylgesetz zu bekämpfen.

23 08, 2012

Die Blamage der FDP

2019-02-18T10:04:44+01:0023. August 2012|

Ein Schauspiel, das an eine Tragikkomödie erinnert. Anders kann man das Verhalten der FDP Fraktion des Gemeinderats der Stadt Zürich nicht bezeichnen.

Seit einiger Zeit versucht die FDP Stadt Zürich der SVP die rechts-aussen Wählerinnen und Wähler abzujagen, indem sie im Gemeinderat der Stadt Zürich Vorstösse einreichen, die Asylbewerber ins Visier nehmen. Die jahrelangen Attacken seitens der SVP, welche die FDP als „Weichsinnige“ betitelt hat, scheint also zu fruchten. Die FDP schwenkt zunehmend auf die SVP Linie ein (und wird im Parlament immer wieder von der SVP getadelt, wenn sie sich mal traut, anders zu stimmen).

Vorreiterin dieser neuen „hart, aber fairen“ Politik in der Stadt Zürich ist die 31-jährige Tamara Lauber. Tamara Lauber, die in den Walliser Bergen aufgewachsen ist, seit ein paar Jahren in der Stadt Zürich lebt (und somit den klassischen Fall eines innerschweizerischen Wirtschaftsflüchtling darstellt) findet, die FDP Stadt Zürich sei lange „viel zu links“ gewesen. Interessant ist, dass sich diese Kritik unter anderem an den Finanzminister der Stadt Zürich, Martin Vollenwyder, zu richten scheint. Ein FDP-Finanzminister, der seit Jahren im Amt ist, gute Arbeit leistet und die Finanzen der Stadt Zürich im Griff hat, betreibt also zu linke Politik. In beinahe missionarischem Eifer kämpft Frau Lauber gegen alles was nach links riecht. Seien dies die „linke CVP“ oder die „linken Grünliberalen“ (immerhin hat der jahrelange  Vorwurf seitens SVP links zu sein auch bei der FDP zu einer Kurskorrektur nach rechts geführt). Zwischendurch wittert Frau Lauber einen Skandal und eine Verschwendung von Steuergeldern, wenn Gesundheitszentren der Stadt Zürich ein Fest für das Gesundheitspersonal durchführen (wie sich im Nachhinein herausstellt,zu Unrecht). Den Fokus scheint Frau Lauber aber auf Asylbewerber zu legen, wie ich in einer Diskussion mit ihr des Jugendsenders Joiz feststellen konnte. Fakten und Zahlen spielten dabei keine Rolle.

Vor ein paar Wochen war es wieder soweit. Tamara Lauber hat zusammen mit Fraktionschef Roger Tognella einen Vorstoss eingereicht, der fordert, dass in der Stadt Zürich sämtlichen Asylbewerbern, die sich im Asylverfahren befinden, die Sozialhilfe gestrichen wird. Es ist allgemein bekannt, dass die FDP in dieser Frage tief zerstritten ist und sich mit hauchdünner Mehrheit (von einer Stimme) entschlossen hat, einen solchen Vorstoss einzureichen.  Verständlich, der Vorstoss strotzt nicht nur von SVP Vokabular, er beweist auch einmal mehr, dass das Fachwissen bezüglich Asylthematik in der FDP Stadt Zürich ziemlich eingeschränkt zu sein scheint. So schreibt die FDP in der Begründung, dass wer „in Zürich einen Asylantrag stellt“, nur noch Nothilfe erhalten sollen. Dabei vergisst die FDP, dass Asylbewerberinnen und Asylbewerber einer Gemeinde zugewiesen werden, egal wo sie den Antrag auf Asyl gestellt haben und es daher herzlich egal ist, wo sie ihren Antrag stellen.

Im Gemeinderat der Stadt Zürich dauert es normalerweise 2-3 Jahre bis ein Vorstoss behandelt wird. Bei dringenden Fällen kann man einen Vorstoss für „dringlich“ erklären. Wenn 63 Mitglieder des Gemeinderats dieser Dringlichkeit zustimmen, wird der Vorstoss innerhalb von Wochen behandelt. Wie allgemein bekannt ist, entscheidet das Parlament in Bern diesen Herbst, ob man auch jenen Asylbewerbern,  die sich noch in Asylverfahren befinden, die Sozialhilfe streichen und nur noch Nothilfe entrichten soll. Umso erstaunlicher, dass die FDP nicht beantragt hat, ihren Vorstoss jetzt für dringlich zu erklären. Denn in 2 Jahren ist es zu spät und der Entscheid dazu längst gefallen.

Die SP hat die zunehmende Hetze satt. Besonders dann, wenn sogenannte „Mitteparteien“ beginnen, sich einen Wettbewerb mit den Rechten darüber zu liefern wer die härteren Vorstösse gegen Asylbewerber einreicht. Wir entschlossen daher, auf Frontalangriff zu gehen. Am 11. Juli 2012 beantragten wir, den Vorstoss im Rat für dringlich zu erklären. Erstens, weil wir die Debatte nicht scheuen. Und zweitens, weil klar ist, dass eine Mehrheit des Parlaments der Stadt Zürich weiss, dass die Streichung von Soziahilfe für Asylbewerbende gerade in den Städten sehr negative Auswirkungen hat. Zum einen ist es unwürdig, Menschen, deren Asylgesuch noch nicht einmal behandelt wurde (und man somit nicht weiss, ob es sich um berechtigte Gesuche handelt), von Anfang an gleich zu behandeln, wie Asylbewerber, deren Asylgesuch abgelehnt wurde und ihnen Notfhilfe zu entrichten (z.B. 8.- Migros-Gutscheine pro Tag). Weiter zeigen die Erfahrungen, dass Streichung von Sozialhilfe die Kriminalität fördert. So ist es kein Zufall, dass hauptsächlich auf Nothilfe gesetzte, abgewiesene Asylbewerber straffällig werden und Vermögendselikte begehen. Dass die Anonymität der Städte sich dabei eignet, abzutauchen, ist ebenfalls bekannt. Dieser Vorstoss würde also nicht nur den betroffenen Personen, sondern der Stadt Zürich schaden. Aus diesem Grund sprechen sich AL, Grüne, SP, CVP, EVP und GLP der Stadt Zürich im Parlament gegen einen solchen Vorstoss aus. Der Vorstoss von Tamara Lauber und Roger Tognella wäre also kläglich gescheitert.

Nachdem wir im Rat Dringlichkeit für diesen Vorstoss beantragt hatten, lobte Tamara Lauber unser Vorgehen öffentlich und schrieb auf Facebook „schön, dass die SP auch endlich erkannt hat, dass Handlungsbedarf besteht. Ich freue mich auf die Debatte im Rat.“ Weiter begrüsste sie „den Sinneswandel der SP“ und „den Antrag der SP“.

Gestern Abend war es dann soweit. Das Parlament der Stadt Zürich musste darüber abstimmen, ob der Vorstoss für dringlich erklärt wird. Und siehe da, die FDP, deren Vertreterinnen und Vertreter von einem „Notstand“ im Asylwesen sprechen und einen Vorstoss nach dem anderen gegen Asylbewerber einereichen (für die sie normalerweise Dringlichkeit beantragen), stimmte nicht für Dringlichkeit. Der sichtlich wütende Roger Tognella gab sich verzweifelt Mühe, diese Inkonsequenz zu begründen und meinte, dass die FDP mit diesem Vorstoss nur eine Diskussion habe lancieren wollen. Eine Diskussion, die nun in der nationalrätlichen Kommission geführt worden sei. Nur leider bringt Herr Tognella auch da -einmal mehr- die Fakten durcheinander. Der Nationalrat hat über diesen Vorschlag bereits befunden, bevor die FDP im Gemeinderat Zürich ihren Vorstoss eingereicht hat, was ihm SP-Fraktionschefin Min Li Martin auch umgehend erklärte. Die Diskussion in der Schweiz war also da geführt worden. Sie hatte nichts, aber auch gar nichts mit dem Vorstoss von Tamara Lauber und Roger Tognella zu tun. Im Gegenteil, die beiden sind nur auf den Zug aufgesprungen, wohl in der Hoffnung, etwas von der medialen Aufmerksamkeit auf sich lenken zu können. Somit hätte die FDP also nur noch eine Diskussion über diesen Vorschlag im Gemeinderat lancieren können. Nun, die Diskussion dazu hätten wir im Rat führen können, lieber Herr Tognella, ihr habt sie verhindert. Die Gelegenheit eine Diskussion zu führen wollte die FDP also nicht ergreifen. Wo war nun plötzlich die „Freude“ einer Tamara Lauber (die sonst so stolz darauf ist, keine Wischi-Waschi Politik zu betreiben) an der Debatte? Mit diesem Verhalten bewies die FDP, dass sie Angst vor ihrem eigenen Vorstoss hat. Sie hat Angst vor der Diskussion. Sie weiss genau, dass ihr Vorstoss in Zürich keine Chance hat, eben weil eine Mehrheit des Parlaments weiss, dass er schädlich für die Stadt Zürich wäre. Dennoch, wenn Politikerinnen und Politiker hinter einem Vorstoss stehen und ihn einreichen, sollte man meinen, sie würden ihren Vorstoss verteidigen, sich dafür einsetzen und die Diskussion darüber führen wollen. Nicht so die FDP. Dies ist nicht nur eine Blamage sondergleichen, es entlarvt ihren Vorstoss als einen weiteren kläglichen Versuch, inhaltslose Schaufenster-Politik für die Medien zu betreiben. Oder wie es mein guter Freund und Parteikollege Lucas Tschan treffend formuliert „Politics by Helicoptering: Auftauchen, viel Staub aufwirbeln, nichts konstruktives beitragen und wieder verschwinden.“

Auch die SVP, die sich für kein Asyl- und Ausländerbashing zu schade ist und aufgrund den uns „überrollenden Asylbewerbern“ die Apokalypse wittert, stimmte gegen Dringlichkeit. Auch hier, plötzlich hatte man Angst vor der Diskussion. Dies weil eine Ablehnung des Vorstosses „ein fatales Signal nach Bern senden würde“ (Zitat Mauro Tuena).

Nun, liebe Rechtspopulisten aus der FDP und SVP. Zwei Signale wurden heute klar gesendet: Erstens ist klar, dass die Mehrheit des Zürcher Parlaments (inklusive Mitteparteien) gegen eine Streichung der Sozialhilfe für alle Asylbewerber ist. Und zweitens habt ihr bewiesen, dass ihr Angst vor der Diskussion darüber habt und zu diesem Thema schnell schweigt, wenn euch eine breite Koalition gegenüber steht. Nichts hätte eure Politik mehr entlarven können und das ist gut so.

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